Bethel White
USA Rohdichte: 2,65 kg/dm³ Druckfestigkeit: 220 N/mm² Wasseraufnahme: 0,26 Gew.-% Frostbeständig, politurbeständig
USA Rohdichte: 2,65 kg/dm³ Druckfestigkeit: 220 N/mm² Wasseraufnahme: 0,26 Gew.-% Frostbeständig, politurbeständig
Italien Rohdichte: 2,58 – 2,66 kg/dm³ Biegezugfestigkeit: 14,12 – 16,8 N/mm² Druckfestigkeit: 168 – 171 N/mm² Wasseraufnahme: 0,34 – 0,39 Gew.-% Abriebfestigkeit: 0,75 (gegenüber San Fedelino)
China Rohdichte: ca. 2,65 kg/dm³ Biegezugfestigkeit: 17,8 N/mm² Druckfestigkeit: 168 N/mm² Wasseraufnahme: ca. 0,29 Vol.-%
Brasilien Rohdichte: 2,67 – 2,76 kg/dm³ Biegezugfestigkeit: 11,38 – 20 N/mm² Druckfestigkeit: 187,4 – 220 N/mm² Wasseraufnahme: 0,17 – 0,28 Gew.-%
Finnland Rohdichte: 2,72 kg/dm³ Druckfestigkeit: 195 N/mm² Wasseraufnahme: 0,15 Gew.-% Frostbeständig, politurbeständig
Indien Rohdichte: 2,88 kg/dm³ Druckfestigkeit: 244 N/mm² Wasseraufnahme: 0,15 Gew.-% Frostbeständig, politurbeständig
Norwegen Rohdichte: ca. 2,7 kg/dm³ Biegezugfestigkeit: ca.18 N/mm² Druckfestigkeit: ca. 155 N/mm² Wasseraufnahme: ca. 0,25 Vol.-% frost- und politurbeständig
Kanada Rohdichte: 2,75 kg/dm³ Druckfestigkeit: 195 N/mm² Wasseraufnahme: 0,10 Gew.-% Frostbeständig, politurbeständig, Verwendbarkeit und Eignung: Innenbereich und Außenbereich
Indien Rohdichte: ca. 2,650 kg/dm³ Biegezugfestigkeit: ca. 17,00 N/mm² Druckfestigkeit: ca. 190 N/mm² Wasseraufnahme: ca. 0,28 Gew.-%
Die Chancen der Innovation nutzen: Wir freuen uns über die Auszeichnung für unser Engagement und unsere Ideen im Bereich der Digitalisierung.
Am 19. April 2024 fand die Verleihung der Innovationspreise 2024 in der Industrie- und Handelskammer Rheinhessen in Mainz statt. SAUER Natursteinmanufaktur erhielt eine Anerkennung in der Kategorie Handwerk. Der Preis wurde durch die Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, Daniela Schmitt, und Repräsentanten der Industrie- und Handelskammer Rheinhessen und der Handwerkskammer Rheinhessen überreicht.
Mit der prämierten Innovation, eine Kombination aus 3-D-Scan und Robotertechnik, wird traditionelle Handwerkstechnik im Steinmetzhandwerk um modernste Technologien erweitert.
Ursprünglich mussten Maßwerke händisch mit Schablonensätzen abgenommen und Skulpturen mit hohem Zeitaufwand nachmodelliert werden. Mit dem Roboter ist nun eine vollständig automatisierte, dreidimensionale Bearbeitung möglich. Vorhandene Bauteile, Skulpturen, Formen oder auch Lebewesen werden mithilfe eines handgeführten 3-D-Scanners erfasst, als digitales Modell am Computer nachgearbeitet und anschließend dem Roboter – eine computergesteuerte CNC-7-Achs-Maschine – zur Ausführung einprogrammiert. Die computergestützte Bearbeitung des Steins ermöglicht einen optimierten und somit ressourcenschonenden Steinschnitt, die insbesondere bei der Erstellung aufwendiger Reproduktionen zum Tragen kommt. „Kollege“ Roboter erleichtert den Arbeitsalltag und ermöglicht durch den 24/7-Einsatz eine Kapazitätssteigerung und Verbesserung von Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Qualität.
„Investitionen in die digitale Transformation sind für uns der Schlüssel, um in der sich rasant verändernden Welt wettbewerbs- und zukunftsfähig zu bleiben. Die Kombination aus hochmoderner IT-Infrastruktur, gepaart mit dem herausragenden Know-how unserer Mitarbeitenden, befähigt uns dazu, individuelle und innovative Wege zu gehen, die in Rheinland-Pfalz einzigartig sind.“
Ulrich Schulz, Geschäftsführer
Das barocke Gebäude am Mainzer Schillerplatz 2 beherbergt an der linken Ecklisene der Hauptfront eine Christusfigur aus rotweiß gebändertem Mainsandstein. Die zwei Meter hohe Figur stellt Christus als guten Hirten mit einem Schaf auf den Schultern dar. Zugeschrieben wird die Skulptur Johann Wolfgang Frölicher, der von 1676 bis zu seinem Tod 1700 eine Werkstatt in Frankfurt am Main betrieb. Als sich 2021 die rechte Hand löste und sich glücklicherweise im Taubenschutznetz verfing wurde es höchste Zeit für eine erneute Restaurierung. Der Steinbildhauer muss die Skulptur dafür zunächst gründlich analysieren. Dabei erfasst er, wie Hände und Füße gegliedert sind und auch mit dem Gesicht übereinstimmen. Beinhaltung und Faltenwurf des Gewandes müssen bei einer solchen Bildhauerarbeit ebenfalls eine Einheit bilden. Falsche Größenverhältnisse oder abgeknickte Arme fallen dem Betrachter sofort auf. Dass unser Steinbildhauermeister Hilmar Müller den Charakter einer solchen Skulptur meisterhaft herausarbeiten kann, befand auch die Jury des Peter Parler Preises 2022. Dabei hob die Jury insbesondere die gelungene Restaurierung ohne Schädigung der Originalsubstanz hervor. So schaffte es Müller unter anderem, das Originalfragment der abgebrochenen rechten Hand in ein neues Vierungsstück zu integrieren. Nach monatelanger Arbeit und einem Schutzanstrich kam der gute Hirte wieder an seinen angestammten Platz.
Die Sauer GmbH, ein traditionsreiches Unternehmen im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk mit Sitz in Budenheim, hat es geschafft, Tradition und Moderne in einer harmonischen Symbiose zu vereinen. Das etwa 50-köpfige Team setzt auf zeitgemäße Praktiken, um sich stetig weiterzuentwickeln und gleichzeitig die Handwerkskunst der Steinmetz- und Steinbildhauerei zu bewahren. Fortschritt und Tradition zeichnen diesen Betrieb als attraktiven Arbeitgeber besonders aus.
Vor diesem Hintergrund befindet sich die Sauer GmbH in einem ständigen Prozess der Digitalisierung, modernisiert laufend seine Maschinenausstattung und die Produktionsabläufe. Gleichzeitig werden historische Handwerkstechniken innerhalb des Teams weitergegeben und der Austausch mit Expertinnen und Experten aus verschiedenen Sparten wird aktiv gefördert. In der Innung ist die Geschäftsführung der Sauer GmbH als Obermeister und Vorstandsmitglied im Landesinnungsverband engagiert, um sicherzustellen, dass das traditionelle Know-how bewahrt wird und gleichzeitig ein lebendiger Wissensaustausch stattfindet. Dieser Ansatz zeugt von einem starken Engagement für die Weiterentwicklung des Handwerks und die Pflege der handwerklichen Tradition.
Die Erfolgsgeschichte der Sauer GmbH ist nicht zuletzt auch das Ergebnis strategischer Initiativen. Das Unternehmen beteiligt sich aktiv an verschiedenen Messen, um talentierte Fachkräfte zu gewinnen und das Steinmetzhandwerk einem breiten Publikum zu präsentieren. Dabei setzt das Unternehmen innovative Ansätze wie kurze Videos ein, um potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern einen authentischen Einblick in das Unternehmen zu gewähren.
Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg des Unternehmens ist die starke Investition in die Ausbildung von Nachwuchstalenten. Jährlich werden 2 bis 3 Auszubildende sorgfältig ausgebildet, aber daneben pflegt das Unternehmen ein breites Alters- und Qualifikationsspektrum in seiner Belegschaft. Erfahrene Fachkräfte in der Steinmetz- und Steinbildhauerei sowie Architektur und Innenarchitektur bringen ihre Ideen und frische Perspektiven in den Betrieb ein.
Das barocke Gebäude am Mainzer Schillerplatz 2 beherbergt an der linken Ecklisene der Hauptfront eine Christusfigur aus rotweiß gebändertem Mainsandstein. Die zwei Meter hohe Figur stellt Christus als guten Hirten mit einem Schaf auf den Schultern dar. Zugeschrieben wird die Skulptur Johann Wolfgang Frölicher, der von 1676 bis zu seinem Tod 1700 eine Werkstatt in Frankfurt am Main betrieb. Als sich 2021 die rechte Hand löste und sich glücklicherweise im Taubenschutznetz verfing wurde es höchste Zeit für eine erneute Restaurierung. Der Steinbildhauer muss die Skulptur dafür zunächst gründlich analysieren. Dabei erfasst er, wie Hände und Füße gegliedert sind und auch mit dem Gesicht übereinstimmen. Beinhaltung und Faltenwurf des Gewandes müssen bei einer solchen Bildhauerarbeit ebenfalls eine Einheit bilden. Falsche Größenverhältnisse oder abgeknickte Arme fallen dem Betrachter sofort auf. Dass unser Steinbildhauermeister Hilmar Müller den Charakter einer solchen Skulptur meisterhaft herausarbeiten kann, befand auch die Jury des Peter Parler Preises 2022. Dabei hob die Jury insbesondere die gelungene Restaurierung ohne Schädigung der Originalsubstanz hervor. So schaffte es Müller unter anderem, das Originalfragment der abgebrochenen rechten Hand in ein neues Vierungsstück zu integrieren. Nach monatelanger Arbeit und einem Schutzanstrich kam der gute Hirte wieder an seinen angestammten Platz.
Der Betrieb hat sich nicht nur in der Verarbeitung von Steinen einen Namen gemacht, sondern ist auch ein wichtiger Ansprechpartner im Steintransport für das Archäologische Institut in Mainz. Die Römer haben Mainz ein gewichtiges Erbe hinterlassen. Als das rheinland-pfälzische Landesparlament wegen Umbauarbeiten am Deutschhaus vorrübergehend ins Landesmuseum umzog, mussten viele dort aufbewahrte Steine erst neu arrangiert oder zur Seite geschafft werden.
Auch restauratorisch widmeten sich die Mitarbeiter dem römischen Erbe. Nach der Erstellung einer Kopie der Jupitersäule 1934, die heute wieder in der Werkstatt steht, gelang es der Firma Sauer 2017 sich erfolgreich um die Restaurierung der Römersteine, unweit der alten Wirkungsstätte in der Unteren Zahlbacher Straße, zu bewerben. Diese drohten zu verfallen und mussten denkmalpflegerisch bearbeitet werden. Die Römersteine sind Reste des höchsten Aquädukts nördlich der Alpen, das um ca. 70 n. Chr. frisches Quellwasser aus Mainz-Finthen in das neun Kilometer entfernte Legionslager auf dem Kästrich brachte.
Die Denkmalpflege ist ein wichtiger Aufgabenbereich der Firma Sauer. Diese Aufgabe lebt mehr noch als die anderen Tätigkeiten von einem Vertrauensverhältnis zwischen dem Kunden und dem ausführenden Betrieb. Ein enger Austausch ist erforderlich, da man nie weiß, was einen beispielsweise an einer Fassade erwartet, wenn Verunreinigungen, Putz und Farbe abgetragen sind. Ein besonders bemerkenswertes Projekt ist die Wiederherstellung einer Jugendstilfassade am Lessingplatz in der Mainzer Neustadt. Diese war in der Aufbauphase nach dem Krieg den Kosten und den Notwendigkeiten der Zeit zum Opfer gefallen. Dort wurde die ursprüngliche Fassade mit verschiedenen historischen Putztechniken unter reger Anteilnahme des Eigentümers wieder hergestellt. So ist der Erhalt eines baukulturellen Erbes aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts gelungen und mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege ausgezeichnet worden.
Beim Thema Denkmalschutz assoziiert man zuerst historische Gebäude, aber auch Grabmäler können unter Denkmalschutz gestellt werde. Darunter fallen historisch und künstlerisch wertvolle Grabmale. Doch wie bei alten Gebäuden finden schöne Grabmäler Gefallen, aber bei der Instandsetzung und Pflege möchte kaum jemand in der ersten Reihe stehen. Aber gerade alte Grabanlagen machen Friedhöfe zu einem lebendigen Zeugnis vergangener Bestattungskultur. Viele dieser Grabstätten werden heute aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr genutzt und werden zum Eigentum der Gemeinden. Diese suchen seit einigen Jahren Bürger, die für diese Kulturdenkmäler eine Patenschaft übernehmen möchten. Eine Gruft in Form einer Miniatur-Kuppelbasilika fand auf dem Mainzer Hauptfriedhof einen solchen Paten. Die 1875 angelegte Ruhestätte war dringend sanierungsbedürftig. Der achteckige Zentralraum wird vierseitig symmetrisch von Apsidien begrenzt und mit einer zweiteiligen Steinkuppel bekrönt. Durch fehlerhafte Verfugung bei einer vorherigen Restaurierung sind die verwendeten Steine aufgefroren und mussten nun vollständig ersetzt werden. Die Basilika erhielt durch rot-gelbe Backsteine eine lebendige Farbgebung. Diese im Originalformat, dem sogenannten Reichsformat, nachgebrannten Steine wurden mit den anderen zuvor gereinigten Bauteilen wieder aufgemauert. Die Arbeit an Grabstätten, insbesondere an solchen Denkmälern ist immer eine besondere Aufgabe, trotz der künstlerischen Ausgestaltung bleibt es eine letzte Ruhestätte, der mit Pietät begegnet werden muss. Für diese Restaurierung hat die Firma Sauer ein weiteres Mal den Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege erhalten.
Der wichtigste Preis und eine hohe Anerkennung für jeden Steinmetz ist der alle zwei Jahre vergebene Peter Parler Preis der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Bundesverband der Steinmetze und der Bundesstiftung Baukultur. Mit diesem Preis werden besonders hochwertige Arbeiten an Denkmalpflegeobjekten aus Naturstein ausgezeichnet. Prämiert wurde 2015 eine Auftragsarbeit des Mainzer Denkmal Netzwerkes. Es handelt sich um eine spiegelbildliche Kopie des Löwen vom Mainzer Raimunditor, eines der noch erhaltenen Stadttore, das zwischen 1873 und 1879 errichtet wurde. Das Original konnte nicht mehr gefunden werden und so schlug der aus Tschechien stammende Bildhauer Hynek Chalupa in 109 Tagen den stattlichen Löwen aus französischem Kalkstein und leistete einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung des Mainzer Kulturgutes.
Auch das rheinhessische Umland braucht Unterstützung. Wie schon zu Jean Sauers Zeiten gibt es in ganz Rheinhessen viele Denkmäler und alte Sakralbauten, die auf eine Renovierung warten. Die evangelische Pfarrkirche St. Nicolai in Alzey wurde 1499 als Stiftskirche von den Pfalzgrafen errichtet. Seit dieser Zeit erfuhr das Gebäude viele Änderungen. Die reich verzierten Blattkapitelle aus der Gotik wurden entfernt, der Innenraum verkleinert und die Stützpfeiler mit Beton versehen. Diese puristische Optik wollte man bei notwendigen Restaurierungsarbeiten etwas zurückdrängen. Einige schadhafte Platten des Sandsteinbodens wurden ersetzt und die Betonpfeiler wurden teilweise mit Sandstein verkleidet. Dies sind klassische Aufgaben eines Steinmetzes, die besondere und damit auch preiswürdige Herausforderung stellte der Kirchturm dar. Die gotischen Bauzieher des Turms mussten dringend instandgesetzt werden. Ein erhalten gebliebener Kämpferstein in der Ecke des Turms legt die Vermutung nahe, dass das gotische Kreuzgratgewölbe ebenfalls entfernt wurde, weitere Hinweise zur Umsetzung gab es nicht. Kurzerhand bauten die Steinmetze eine Stützkonstruktion für das Gewölbe in Holz nach, eigentlich eine klassische Zimmermannsarbeit, und mauerten das Kreuzgratgewölbe nach historischer Tradition wieder auf und machten so eine erfolgreiche Restaurierung möglich. Dafür wurden die Mitarbeiter der Firma Sauer 2020 erneut mit dem Peter Parler Preis ausgezeichnet.
Viele Sakralbauten werden seit Jahren nicht mehr als solche genutzt und müssen eine andere Verwendung finden, um ihren Unterhalt zu rechtfertigen. Die weit über den Rheingau bekannte Klosteranlage Eberbach bietet ihre Gebäude für Konzerte, Tagungen und Filmaufnahmen an. Die aus dem zwölften Jahrhundert stammende Klosterkirche stellt einen kleinen Höhepunkt im gesamten Gebäudeensemble dar. Ihre besondere Atmosphäre wird gerne für Konzerte genutzt. Die dauerhafte Nutzungsänderung als Konzertstätte erforderte eine neue Ertüchtigung des Gebäudes, die alten romanischen Kirchenmauern wurden mit modernster Technik versehen. Um die notwendigen Kabel im Boden verschwinden zu lassen, wurde die Bodenkonstruktion verändert. In mühevoller Arbeit wurden die aus den 30er Jahren stammenden 150.000 Bodenfliesen des Quer- und Mittelschiffes entfernt, sortiert und gereinigt, um sie dann nach der Technikinstallation wieder zu verlegen. Da es sich um einen gemusterten Boden handelt und die Technikkanäle mehr Bodenfläche einforderten, glich der Boden der Basilika während der Arbeiten einem großen Puzzle. Diese Arbeiten fanden in den kalten Wintermonaten statt, um die Touristenströme im Sommer nicht zu behindern. Durch den 2020 ausgefallenen Festivalsommer konnten die Steinmetze durcharbeiten und in weniger als den angedachten vier Jahren ihre Arbeit beenden.
Viele Barockbauten in Mainz wurden nach ihrer Zerstörung im Krieg zu Verwaltungs- oder Veranstaltungsorten ausgebaut. Das bedeutet, ihre barocke Fassade blieb, das Innere wurde bis auf wenige Reste entkernt. Dies betraf insbesondere das Deutschhaus und das Kurfürstliche Schloss.
Die Firma Sauer unterstützte das seit 1951 im Deutschhaus residierende rheinland-pfälzische Landesparlament nicht nur beim Umzug ins Landesmuseum, sondern betreute auch viele Aufgaben bei der Restaurierung des barocken Palais am Mainzer Rheinufer. Erbaut 1730-1737 vom Mainzer Erzbischof in seiner Eigenschaft als Hochmeister des Deutschen Ordens war es unter anderem 1793 Sitz der Mainzer Republik, der ersten Demokratie auf deutschem Boden, bis es nach vielen historisch bedingten Besitzerwechseln heute als Sitz des Landtages genutzt wird. Die weitere Nutzung dieses Gebäudes als modernes Verwaltungsgebäude erforderte eine erneute Entkernung im Inneren. Für die Ertüchtigung der Fassade, die Restaurierung der Flügelbauten und Kavaliersgebäude, sowie die Restaurierung der Toranlage bestehend aus Säulen, Kapitellen und Bekrönung war die Firma Sauer verantwortlich. Eine besondere Herausforderung war die Ertüchtigung des von zwei Atlasfiguren getragenen Balkons über dem Hauptportal. Selbst die erfahrenen Steinmetze entdeckten bei der Restaurierung längst in Vergessenheit geratene Tricks der alten Baumeister. Die historischen Gebäude bergen in ihrer Vielfalt einen Wissensschatz für dessen Bergung man mehr als ein Berufsleben braucht. Die mit dem Abbau der Toranlage 2018 begonnene Arbeit konnte im Herbst 2021 fertiggestellt werden.
An dieser Stelle könnte man noch viele weitere Bautätigkeiten aufzählen. Die Aufgeführten sollen nur exemplarisch für die vielfältigen Arbeiten der Steinmetze genannt werden. Wie schon seine Vorgänger verwächst auch Schulz nach zwanzigjähriger Tätigkeit in Mainz mit der Stadt und ihrer Region. Dieser an europäischer und deutscher Geschichte reiche Landstrich mit seinen Weltkulturerbestätten kann nur in seiner Schönheit erhalten bleiben, wenn die Steinmetze nicht aufhören von ihren Vorgängern zu lernen und junge Menschen für den Beruf zu begeistern.
Was als Bildhauerbetrieb vor über 100 Jahren begann, hat sich zu einem modernen Unternehmen in den Bereichen, Restaurierung, Fassadenbau, Bildhauerei, Grabmalgestaltung und Innenausbau weiterentwickelt.
Nach Lehrjahren in Deutschland, England und Tschechien begann Ulrich Schulz nach Abschluss seines Kunststudiums in Mainz seine Tätigkeit bei der Firma Sauer als Akademischer Bildhauer und gelernter Steinmetz. Zunächst sah sich Schulz, der sich berufsbegleitend noch als Restaurator im Steinmetz- und Bildhauerhandwerk weiterbildete, nicht in der Rolle des Unternehmers, er wollte Kunst machen und nur nebenbei als Restaurator arbeiten.
Nach Jahrzehnten in Familienbesitz übernahm Ulrich Schulz 2003 das Unternehmen. Die Rahmenbedingungen für das Steinmetzhandwerk hatten sich geändert. Die Internationalisierung des Steinmarktes mit einem vereinfachten Zugang zu Produkten aus Indien und China, deren Transportkosten nach Europa nicht mehr ins Gewicht fallen, schaffte eine neue Marktlage. Die Fertigung günstiger Steinprodukte in Asien veränderte das Einkaufs- und Planungsverhalten der Architekten, der wichtigsten Kundengruppe des Betriebes.
Da die Firma Sauer keinen eigenen Steinbruch unterhält, legt man viel Wert auf den direkten Einkauf in den Steinbrüchen und damit gute Handelsbeziehungen, die eine wichtige Voraussetzung für gute Produkte und ihre schnelle Verfügbarkeit ist. 95% der Steine werden in der eigenen Werkstatt mit höchster Präzision bearbeitet. Bei den Arbeiten werden pro Jahr etwa 150m³ Sandstein aus der Region, Kalkstein aus dem Mainzer Beckenstein, sowie Gesteine aus der Pfalz, der Eifel und dem Odenwald allein für Restaurierungsarbeiten verarbeitet. Hinzu kommt noch die Steinverarbeitung für den Fassaden- und Innenausbau.
Die Verarbeitung dieser Steinmenge kann nur mit Hilfe geeigneter Maschinen erfolgen. Es war der technische Fortschritt, der zu diesem Zeitpunkt in der Werkstatt Einzug hielt. Mit dem Kauf einer Steinsäge fing alles an. Mit ihr war eine erste Kostenersparnis und schnellere Bearbeitung des Steins möglich. Die Verbindung moderner Technik und Handwerkskunst verfolgte der junge Unternehmer sehr konsequent. Die Anschaffung weiterer Maschinen machte 2012 einen Umzug nach Budenheim erforderlich. Am neuen Standort gibt es zusätzlich einen Ausstellungsraum zur Bemusterung der Steine für Privatkunden und Architekten.
Seither erfolgt die Produktion hochwertiger Steinarbeiten auf dem großen Betriebsgelände mit modernsten 5- und 6- achsigen CNC-Maschinen. Letztere kann zusätzlich mit interpolierenden Achsen arbeiten. Die Anschaffung eines Roboters mit 7- Achsen ermöglicht eine dreidimensionale Blockbearbeitung mit vorheriger 3D-Konstruktion am PC. Die computergestützte Bearbeitung des Steins eröffnet dem Steinmetzhandwerk neue Möglichkeiten bei der Erstellung aufwendiger Reproduktionen. Aber auch mit einem Roboter geht es nicht ohne einen erfahrenen Steinmetz. Ein schönes Beispiel für das Zusammenspiel von Technik und Handwerk ist die Erneuerung der Bekrönung des zwischen 1873 und 1876 erbauten Mainzer Kaisertores. Der reich verzierte Aufsatz aus französischem Savonnières-Stein hatte der Witterung nicht standgehalten und war zu einem einzigen formlosen Gebilde erodiert. Nur anhand alter Fotos konnte die Rekonstruktion gelingen. Die Putten des Aufsatzes werden in alter Steinmetztradition zunächst als Modell gearbeitet und dann aus dem Stein gehauen, damit insbesondere die Körperhaltung proportional zu allen anderen Elementen steht. Bei der Kaiserkrone verhält es sich anders: Hier ist der Roboter im Einsatz. Die Größe und Form der Wappen und die Anzahl der Steine sind historisch dokumentiert. Daher können diese gescannt, am Computer nachgearbeitet und dem Roboter zur Ausführung einprogrammiert werden. Das Auge und das Geschick des Steinmetzes sind unerlässlich, dennoch beschreibt diese Reproduktionsarbeit den Weg in eine neue Zeit.
Die neuen Beschaffungsmöglichkeiten und der Einsatz moderner Maschinen ermöglichen in vielen Bereichen einen preisgünstigeren Einsatz von Stein und damit eine höhere Nachfrage. Die Gestaltung von Steinböden und Treppenhäusern ist eine uralte Disziplin der Steinmetze, die viele Bauherren für sich wiederentdecken. Zusätzlich verwendet man den Stein auch in Küchen als Wandverkleidung und für Arbeitsplatten, in Bädern findet er anstelle der Keramik Verwendung. Ebenso feiert die Steinfassade der späten Moderne eine Renaissance.
Neben dem traditionellen Einsatz von Stein und dem schon lange anhaltenden Trend im Innenausbau, bleibt Schulz offen für neue Nutzungsmöglichkeiten. Oft treten Architekten an ihn heran, um Neues auszuprobieren. Im folgenden Fall brachte ihn ein Rheingauer Winzer zu seinem neuesten Forschungsprojekt: Der Bau von Granitfässern zur Weinherstellung. Die Idee ist nicht neu, denn Granit ist widerstandsfähig gegen Fruchtsäure, geht keine feste Bindung mit dem Weinstein ein und garantiert während der Gärung die gleiche Innen- wie Außentemperatur. Schulz trieb die Frage um, worin ein weiterer Mehrwert bestehen könnte. Er entwickelte eine Stufung im Inneren des Fasses. Damit entsteht mehr Oberfläche, auf der die Hefe sedimentieren kann. Das Ergebnis ist ein strukturierter mineralischer Wein. Drei Jahre dauerte die Entwicklung, bis die Firma Sauer 2021 ihr Patent in München anmelden konnte.
Mit den geänderten Anforderungen an die Einsatzmöglichkeit des Materials, dem Maschinenpark und dem Forschungsdrang von Schulz änderten sich auch die notwendigen Qualifikationen der Mitarbeiter. Von den zur Zeit der Übernahme 12 beschäftigten Mitarbeitern konnte und wollte am Ende nicht jeder den neuen Weg mitgehen. Schulz brauchte dringend Steinmetze, die wie er vom Werkstoff Stein fasziniert sind und mit Leidenschaft an die zahlreichen Herausforderungen herangehen. Mehrere Umstände trugen dazu bei, dass ihn jetzt 50 Mitarbeiter mit den verschiedensten Qualifikationen unterstützen: Steinmetzmeister, Akademische Bildhauer, Restauratoren im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk, Architekten, Innenarchitekten, Steinmetzgesellen, Lehrlinge und kaufmännische Angestellte. Ein Vorteil des Steinmetzhandwerks sind die in allen Ländern der Welt nahezu gleichen Steinbearbeitungstechniken. Das führte schon über die Jahrhunderte zu einem internationalen Fachkräfteaustausch, der nun wiederbelebt worden ist. So konnte Schulz seine alten Kontakte ins tschechische Horice gut nutzen, um tschechische Steinmetze für die Arbeit in Mainz zu gewinnen. Die von Paul Sauer als Handwerkspräsident ins Leben gerufene Handwerkspartnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und der Region Burgund in Frankreich trug jetzt ebenfalls Früchte für das eigene Unternehmen. In Dijon können Schüler ihr Baccalauréat (Abitur) machen und gleichzeitig ein Handwerk erlernen. Seit nun 20 Jahren kommen regelmäßig junge Franzosen und Französinnen zu einem vierwöchigen Praktikum in den Steinmetzbetrieb der Partnerstadt. Viele kommen gerne auch nach der Schule, um noch für einige Zeit im Betrieb mitzuarbeiten. Mitarbeiter aus Venedig, der Schweiz, Südamerika und Syrien sorgen für einen weiteren intensiven Wissenstransfer. Als Obermeister der Innung und als solcher auch für die Ausbildung im Steinmetzhandwerk zuständig, bemüht sich Ulrich Schulz auch in diesem Bereich intensiv um Nachwuchs. So werden zurzeit zehn Auszubildende im Betrieb ausgebildet. Das entspricht etwa 1/5 aller Auszubildenden im Steinmetzhandwerk in Rheinland-Pfalz. Zusätzlich machen viele Steinmetze, auf die ein elterlicher Betrieb wartet, gerne kürzer oder länger Station in Budenheim. Es ist die Mischung aus formaler Qualifikation, Erfahrung und Mut, mit der sich die Mitarbeiter immer wieder neuen Aufgaben stellen.
Die Anstrengungen der vergangenen Jahre haben sich gelohnt. Zehn Jahre nach Betriebsübernahme wurde die Firma Sauer zum Unternehmen des Jahres im Landkreis Mainz-Bingen für die erfolgreiche Betriebsübernahme gekürt. 2019 wurde die Ausbildungsleistung durch den Landkreis Mainz-Bingen gewürdigt.
Das Handwerk und der Fortschritt
Vom Fortschrittsglauben seiner Generation angetrieben verwendete Sauer viel Zeit und Energie auf die Frage, wie man Stein konservieren kann, um dessen Schönheit dauerhaft zu erhalten. An den schönen Skulpturen und filigranen Elementen sollte nicht der Zahn der Zeit nagen und der Fortschritt der Wissenschaft musste doch auch für diesen alten Werkstoff eine Lösung finden. 1975 bekam das Unternehmen im Zuge der Neugestaltung des Domplatzes die Möglichkeit, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf diesem Gebiet anzuwenden. Der Marktbrunnen, ein Geschenk von Kardinal Albrecht von Brandenburg 1526 an die Mainzer Bürger, musste wieder an seinen ursprünglichen Standort gebracht und restauriert werden. Paul Sauer beschreibt diesen Vorgang in seinem Buch wie folgt: „Der gesamte Brunnen wurde mit größter Vorsicht abgebaut und zum Werkplatz des Betriebes transportiert. […] Ein wesentlicher Bestandteil der Gesamtmaßnahme war die beabsichtigte Imprägnierung des Brunnens, um vor allem die […] Bekrönung- deren graugelber Sandstein besonders anfällig ist […] auf Dauer zu sichern. Es wurde zusammen mit einem bedeutenden Unternehmen der Baustoff-Chemie – eine ganze Versuchsreihe durchgeführt, um das für den vorliegenden Stein am besten geeignete Präparat ausfindig zu machen […] daß insbesondere auch die „Atmungsfähigkeit“ des Steinmaterials erhalten blieb. Sodann erfuhr jedes Teilstück des Brunnens auf dem Werkplatz eine etwa 36stündige Volltränkung in einem Tauchbad. Nach entsprechender „Aushärtung“ begann der Transport zum „neuen, alten“ Standort und der vorsichtige Aufbau mit entsprechenden Edelstahl-Verklammerungen aller Werkstücke.“
Der heute noch in voller Schönheit auf dem Domplatz stehende Brunnen ist möglicherweise das einzige gelungene Exemplar einer Imprägnierung. Denn ganz im Gegensatz zum Mainzer Marktbrunnen zeigten viele mit dieser Methode bearbeiteten Steine schon nach wenigen Jahren schwere Schäden. Die Firma Sauer wendet deshalb diese Technik nicht mehr an. Der Zeitgeist hat eine versöhnliche Einstellung zur Alterung des Natursteins entwickelt. Heute bleibt auch auf Wunsch der Kunden, wieder mehr Natur im Stein.
Auf den ersten Blick erscheint die Beschäftigung eines Steinmetzes mit der Frage der längeren Haltbarkeit des bearbeiteten Steins geschäftsschädigend. Bedeutet doch dessen beständiger Verfall immer wieder neue Arbeit für den Steinmetz. Bei manchen Werkstücken, die die Firma Sauer bearbeitet hat, besteht sogar die Möglichkeit, dass sich alle drei Inhaber mit ihnen befasst haben. Der Heilige Jakobus auf dem Portal des Kommandantenbaus, wurde 1969 von Paul Sauer restauriert und im Jubiläumsjahr 2018 von einem Mitarbeiter des Unternehmens erneut von schadhaften Stellen befreit. Leider gibt es keine gesicherten Informationen darüber, dass schon Jean Sauer am Heiligen Jakobus gearbeitet hat, als er in den 30er Jahren auf der Zitadelle seine Bildhauerwerkstatt betrieb. Diese wiederkehrenden Arbeiten ringen dem Stein auch immer etwas von seiner Substanz ab. Jeder Stein ist endlich und nicht jede Restaurierung der Vergangenheit ist ein Gewinn. In den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts verloren die alten Gebäude an Beliebtheit. Sie waren häufig zu groß oder zu klein, aber auf jeden Fall nicht für das moderne Leben gemacht. Von den hohen Kosten der Instandhaltung ganz zu schweigen. Diese Aspekte führten in der Nachkriegszeit zum Verschwinden weiterer historischer Bausubstanz. Gelänge es dem Steinmetz, die nächste Sanierung viele Jahre hinauszuzögern, bestünde die Möglichkeit mehr Bauherren zum Erhalt des kulturellen Erbes zu bewegen. Denn der Eigentümer müsste dann zu seinen Lebzeiten nur eine Restaurierung durchführen lassen und wäre nicht in Sorge, dass Regen und Luftverschmutzung die teure Pracht in kurzer Zeit schwer angreifen und er erneut den Handwerker bestellen muss. Für die Steinmetze bliebe dennoch ausreichend Arbeit und vor allem Zeit sich dem Erhalt des baukulturellen Erbes zu widmen.
Ein Jahr später, 1946, bekam Jean Sauer von seinem aus dem Krieg zurückgekehrten Sohn Paul (1919-2014) Unterstützung. Dieser begann, obwohl er andere berufliche Pläne hatte, im August seine Lehrzeit im väterlichen Betrieb. Sein Meisterstück war der Schlussstein für den Kreuzungspunkt der gotischen Gewölberippen für die Johanniskirche, die mit Unterbrechungen von 1949 bis 1953 wieder aufgebaut wurde.
Als der Wiederaufbau in vollem Gange war und sich das Auftragsbuch füllte, begann man auf dem in der Zwischenzeit käuflich erworbenen Werkplatz in der Unteren Zahlbacher Straße in Eigenarbeit eine Werkstatt zu gründen und diese beständig zu erweitern. Moderne Geräte wurden angeschafft und 25 Mitarbeiter beschäftigt. Paul Sauer, den sein Vater in der Zwischenzeit zum Teilhaber gemacht hatte, war für die Bau- und Steinmetzarbeiten zuständig und auf unzähligen Baustellen in der Stadt gleichzeitig beschäftigt. Nun bewahrte man gemeinsam bis zum Tode des Firmengründers 1964 Altes und gestaltete Neues.
Die Geschäfte liefen so gut, dass das Werksgelände 1966 zu klein wurde und man zusätzlich eine speziell auf den Verkauf von Grabsteinen ausgerichtete Filiale am Mombacher Waldfriedhof eröffnete. Zur guten Geschäftslage trug auch die bauzeitliche Mode der 60er und 70er Jahre mit ihren vollverkleideten Steinfassaden an Banken, Universitäten, Geschäften und öffentlichen Gebäuden bei. Die Tätigkeiten des Unternehmens umfassten zu diesem Zeitpunkt: Fassadenbekleidungen, Restaurierungen, Treppen, Bodenbeläge und Fensterbänke. In dieser Zeit fanden alle Natursteine sowie Betonwerkstein als Baumaterial Verwendung.
Durch die Arbeit an den vielen Bauwerken in Mainz verwuchs Paul Sauer auf ganz besondere Weise mit seiner Geburtsstadt. Mit seinem Handwerk erhielt er – gemeinsam mit seinen Mitarbeitern – das kulturelle Erbe der Stadt und hinterließ so seine Spuren im öffentlichen Raum. Die Stadtväter dankten es Paul Sauer mit den höchsten kulturellen Auszeichnungen der Landeshauptstadt Mainz, der Gutenberg Plakette und dem Ehrenring, den er für sein Wirken zum Wohle der Stadt erhielt.
In seinem Handwerk war Paul Sauer ein angesehener Fachmann und erhielt 1967 das Leistungszeichen des Deutschen Bildhauer- und Steinmetzhandwerks für hervorragende handwerkliche Arbeiten. Ohne qualifizierte Mitarbeiter wären diese Erfolge jedoch nicht möglich gewesen. Stellvertretend für die vielen Mitarbeiter sei an dieser Stelle der Steinbildhauer Heinrich Keller genannt, der von 1945 bis 1971 dem Betrieb angehörte und für die Rekonstruktion vieler gestalterischer Elemente Sorge trug. Beim 70-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 1988 umfasste die Aufzählung der vollendeten Arbeiten ein einhundert Seiten starkes Büchlein mit Erklärungen und Bildern, wobei in dieser Sammlung nur ein kleiner Teil, der zwischen 1946 und 1988 rund 900 mittleren und größeren Arbeiten aufgeführt wird.
Paul Sauer lebte für und mit dem Handwerk, was sich auch in seinem Engagement in vielen Ehrenämtern des Deutschen Handwerks niederschlug. Als Fachmann erteilte er Fachkundeunterricht an der Berufsschule und setzte sich für die Gründung der Fachschule für Bildhauer und Steinmetze in Mainz ein. Nach der Wiedervereinigung sammelte er Spenden für die Erfurter Steinmetze. In der Mainzer Partnerstadt wurden dringend Maschinen und Werkzeuge benötigt, um den überall ersichtlichem Verfall zu beenden. Für dieses Engagement erhielt Sauer 1996 von der Bundesrepublik Deutschland das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern.
Der wichtigste Preis und eine hohe Anerkennung für jeden Steinmetz ist der alle zwei Jahre vergebene Peter Parler Preis der Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bundesverband der Steinmetze und der Bundesstiftung Baukultur. Mit diesem Preis werden besonders hochwertige Arbeiten an Denkmalpflegeobjekten aus Naturstein ausgezeichnet. Prämiert wurde 2015 eine Auftragsarbeit des Mainzer Denkmal Netzwerkes. Es handelt sich um die spiegelbildliche Kopie des noch erhalten gebliebenen Löwen vom Raimunditor, eines der Mainzer Stadttore, das zwischen 1873 und 1879 errichtet wurde. Das Original konnte nicht mehr gefunden werden und so schlug der aus Tschechien stammende Bildhauer Hynek Chalupa in 109 Tagen den stattlichen Löwen aus französischem Kalkstein und leistete einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung des Mainzer Kulturgutes.
Die evangelische Pfarrkirche St. Nicolai im rheinhessischen Alzey wurde 1499 als Stiftskirche von den Pfalzgrafen errichtet. Seit dieser Zeit erfuhr das Gebäude viele Änderungen. Die reich verzierten Blattkapitelle aus der Gotik wurden entfernt, der Innenraum verkleinert und die Stützpfeiler mit Beton versehen. Diese puristische Optik wollte man bei notwendigen Restaurierungsarbeiten etwas zurückdrängen, dabei stellte der Kirchturm eine besondere Herausforderung dar. Die gotischen Bauzieher des Turms mussten dringend instandgesetzt werden. Ein erhalten gebliebener Kämpferstein in der Ecke des Turms legt die Vermutung nahe, dass das gotische Kreuzgratgewölbe ebenfalls entfernt wurde, weitere Hinweise zur Umsetzung gab es nicht. Kurzerhand bauten wir eine Stützkonstruktion für das Gewölbe in Holz nach, eigentlich eine klassische Zimmermannsarbeit, und mauerten das Kreuzgratgewölbe nach historischer Tradition wieder auf und machten so eine erfolgreiche Restaurierung möglich. Dafür wurden wir 2020 erneut mit dem Peter Parler Preis ausgezeichnet.
Ein besonders bemerkenswertes Projekt ist die Wiederherstellung einer Jugendstilfassade am Lessingplatz in der Mainzer Neustadt. Die von Granateinschüssen während des Krieges verursachten großen Löcher in der Hausfassade und ein langer Setzriss hatten das Haus stark beschädigt. In der Aufbauphase nach dem Krieg wurden die Schäden mit Mörtel verschlossen, ohne auf die Putzstruktur des Hauses zu achten. Jahrzehnte nach Kriegsende machte sich der engagierte Eigentümer daran, die Fassade mit verschiedenen historischen Putztechniken restaurieren zu lassen. So ist der Erhalt eines baukulturellen Erbes aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts gelungen und mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege ausgezeichnet worden.
Beim Thema Denkmalschutz denkt man zuerst an historische Gebäude, aber auch Grabmäler können unter Denkmalschutz gestellt werden, denn gerade alte Grabanlagen machen Friedhöfe zu einem lebendigen Zeugnis vergangener Bestattungskultur. Eine Gruft in Form einer Miniatur-Kuppelbasilika fand auf dem Mainzer Hauptfriedhof einen Paten zur Sanierung der 1875 angelegten Ruhestätte. Der achteckige Zentralraum wird vierseitig symmetrisch von Apsidien begrenzt und mit einer zweiteiligen Steinkuppel bekrönt. Durch fehlerhafte Verfugung bei einer vorherigen Restaurierung sind die verwendeten Steine aufgefroren und mussten nun vollständig ersetzt werden. Die Basilika erhielt durch rot-gelbe Backsteine eine lebendige Farbgebung. Diese im Originalformat, dem sogenannten Reichsformat, nachgebrannten Steine wurden mit den anderen zuvor gereinigten Bauteilen wieder aufgemauert. Für diese Restaurierung erhielten wir ein weiteres Mal den Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege erhalten.
Die Neuausrichtung des Unternehmens im Hinblick auf die Internationalisierung des Steinmarktes und einer maschinengestützten Produktion machte die Betriebsübernahme seit 2003 zu einem Erfolg. Seit der Übernahme wird die Produktion, die ausschließlich in der eigenen Werkstatt erfolgt, von modernsten 5- und 6- achsigen CNC-Maschinen unterstützt. Letztere kann zusätzlich mit interpolierenden Achsen arbeiten. Die Anschaffung eines Roboters mit sieben-Achsen ermöglicht eine dreidimensionale Blockbearbeitung mit vorheriger 3D-Konstruktion am PC. Die computergestützte Bearbeitung des Steins eröffnet dem Steinmetzhandwerk neue Möglichkeiten bei der Erstellung aufwendiger Reproduktionen. Mit dieser Unternehmensstrategie konnten vierzig neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Die Ausbildung von Jugendlichen war immer ein wichtiges Anliegen unseres Unternehmens. Der Sohn des Firmengründers, Paul Sauer, erteilte mit viel Engagement Fachkundeunterricht an der Berufsschule und setzte sich für die Gründung der Fachschule für Bildhauer und Steinmetze in Mainz ein. Als Obermeister der Innung und als solcher auch für die Ausbildung im Steinmetzhandwerk zuständig, bemüht sich heute Ulrich Schulz auch in diesem Bereich intensiv um Nachwuchs. So werden zurzeit zehn Auszubildende im Betrieb ausgebildet. Das entspricht etwa 1/5 aller Auszubildenden im Steinmetzhandwerk in Rheinland-Pfalz. Seit Bestehen unseres Unternehmens wurden ca. 180 Jugendliche als Steinmetz- und Steinbildhauer ausgebildet, denn wir dürfen nicht aufhören von unseren Vorgängern zu lernen und junge Menschen für den Beruf zu begeistern.
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